Herr der Qual - Dr. Henry Howard Holmes


Des Doktors "Schloss" in Chicago Englewood, 1893
Des Doktors "Schloss" in Chicago Englewood, 1893

Dr. Henry Howard Holmes ist für Kinder, die in Toronto aufwachsen, so etwas wie der Schwarze Mann und damit auch das ultimative Schreckgespenst meiner Kindheit. Zum Glück ist das alles, was ich persönlich mit dieser langen und grausamen Geschichte zu tun habe. Lange Zeit wusste ich über ihn nur, dass er in Toronto ein paar Kinder ermordet hatte. Eltern meiner Freunde nutzten diesen Fakt als Drohung, wenn die eigenen Kinder nicht brav waren. "Der Doktor" käme einen holen, wenn man sich nicht auf der Stelle beruhigte, hieß es dann oft. Glücklicherweise sahen meine Eltern von solchen Warnungen ab. So wurde ich nur am Rande hin und wieder mal damit konfrontiert und brauche heute keine Therapie von jemandem, der nur bunte Kittel tragen darf, weil weiß mich aus der Fassung bringt.

 

Jahrzehnte später und bereits in Deutschland entdeckte ich eine Dokumentation über H. H. Holmes und sein "Schloss" in Chicago. Der Name kam mir vage bekannt vor, aber ich konnte noch keine Verbindung zu irgendetwas herstellen und so sah ich mir den Film an. Und erst da erfuhr ich die blutrünstigen und ekelhaften Details über diesen Mann, dessen Erwähnung uns solche Angst eingejagt hatte. Wer zu schlechten Träumen neigt, hört besser an dieser Stelle mit dem Lesen auf. Für meinen Teil habe ich mich sehr ausführlich damit befasst und sogar ein paar Dinge gefunden, die nicht in meiner ersten Informationsquelle vorkamen.

 

Der Doktor kommt im Jahr 1861 in Gilmanton, New Hampshire als Herman Webster Mudgett zur Welt. Einem brutalen Vater und einer über-fürsorglichen Mutter ausgeliefert, muss er vieles erleiden, dass man Kindern um jeden Preis ersparen sollte. Seine Wut richtet er gegen Tiere. Zunächst quält er sie planlos, mit zunehmendem Alter und einem frühen Interesse an der Medizin allerdings geht er später dazu über, die Tiere bei lebendigem Leibe zu sezieren.

 

Mit 17 Jahren heiratet er zum ersten Mal, eine Tochter aus reichem Hause, Clara Lovering. Er braucht vier Jahre, um seinen Schwiegervater davon zu überzeugen, ihm das Medizinstudium an der Universität von Michigan zu finanzieren. Hier entdeckt er bald einen Weg, aus der Abhängigkeit zu der Familie seiner Frau auszubrechen und selbst viel Geld zu verdienen. Ein gewisser Dr. Nagel ist für den Sezierraum der Universität zuständig und betreibt einen regen Leichenhandel. Mudgett beteiligt sich an diversen Raubzügen auf umliegende Friedhöfe und entwickelt nach und nach die Idee für einen großen Versicherungsbetrug. Gemeinsam mit seinem Freund und Kommilitonen Robert Leacock plant er, eine Lebensversicherung für einen fiktiven Mann abzuschließen, die an dessen ebenfalls erfundene Ehefrau und Tochter auszuzahlen sei. Sich selbst wollen sie als Erben der Familie einsetzen. Dann planen sie, drei Tote zu exhumieren, einen Mann, eine Frau und ein Kind. Diese sollen anschließend der Versicherung präsentiert werden, um die Prämie abzukassieren.

 

Aus nicht bekannten Gründen kommt es aber zunächst nicht dazu. Mudgett schließt sein Studium ab, verlässt seine Frau und zieht nach Mooers Forks im Bundesstaat New York, wo er als Lehrer arbeitet. Dort taucht er mit einem kleinen Jungen auf, den er als seinen Sohn ausgibt. Als dieser spurlos verschwindet, gibt er an, er habe ihn der Mutter zurückgegeben. Heute vermutet man, dass der Junge sein erstes Mordopfer war. Kurz danach schwängert er die Ehefrau eines Farmers, muss Hals über Kopf den Ort verlassen und kann nur seine zwei Pferde mitnehmen. Nachdem er beide verkaufen muss und noch immer keine Arbeit bekommt, sitzt er mal wieder bis zu beiden Ohren in Geldproblemen.

 

Nun erinnert er sich an seinen alten Plan und seinen Freund Leacock. Die beiden treffen sich, sind aber wieder nicht in der Lage, drei passende Leichen zu finden. So beschließt Mudgett, seinen eigenen Tod vorzutäuschen. Er beantragt die Scheidung. Dann zieht er nach Minneapolis und nimmt eine Stelle als Apotheker an, um die Lebensversicherung bezahlen zu können. Hier ehelicht er Myrta Belknap - obwohl er noch immer verheiratet ist - und setzt zunächst sie als Begünstigte ein, Leacock soll Erbe werden. Während er darauf wartet, dass sich bei seinen weiterhin stattfinden Grabraubungen eine Leiche findet, die ihm ähnlich ist, zeugt er mit seiner zweiten Ehefrau eine Tochter. Man kann nur annehmen, dass er auch diese beiden kaltblütig beiseite geräumt hätte, um den angepeilten Profit zu machen, aber es kommt alles anders. In betrunkenem Zustand erzählt er einem Fremden von seinem Plan - und dieser Mann ist Polizist. Er zeigt Mudgett an und dieser muss 1888 für zwei Monate in eine Nervenheilanstalt in Philadelphia.

 

Danach verlässt er auch Belknap und zieht weiter nach Chicago. Hier erfindet er sein Alter Ego, Dr. Henry Howard Holmes. Nun setzt er diesen auch als Begünstigten in seiner Lebensversicherung ein. Aber noch immer braucht er einen Toten, aber im Gegensatz zu seinem alten Wohnort kann ihn ja hier niemand zweifelsfrei identifizieren. Also bestellt er seinen alten Freund und Kupferstecher Leacock wieder zu sich. Beim Wiedersehens-Gelage vergiftet er ihn mit einer Überdosis Opium, zieht ihm Mudgetts Kleidung an und steckt ihm dessen Papiere in die Tasche. Fortan ist er der elegante Dr. H. H. Holmes, der bis zur Auszahlung der Versicherungssumme in der Apotheke des Ehepaares Holton arbeitet. Der Doktor tötet seinen Chef mit Gift und überzeugt die trauernde Witwe Elizabeth Holton im Anschluss, ihm das Geschäft günstig zu verkaufen. Kurz darauf ist die Dame des Hauses spurlos verschwunden. Wer nach ihr fragt, dem sagt Holmes, sie sei nach Kalifornien gezogen - und in diesem einen Fall scheint es sogar zu stimmen. Es gibt eine Geburtsurkunde, die belegt, dass Frau Holton einige Jahre später ein Mädchen entbunden hat.

 

Die Apotheke läuft gut, das Geld von der Versicherung kommt und nun kann Holmes sich seinen Traum erfüllen und sein "Schloss" bauen. Hierfür kauft er das Grundstück gegenüber seinem Geschäft. Er lässt jeden einzelnen Bauabschnitt von anderen Handwerkern errichten, niemand soll seine perfide Idee durchschauen. Für alle anderen ist sein Gebäude ein Hotel, mit drei Etagen, einer kleinen Ladenzeile im Untergeschoss und den Privatgemächern des Doktors. Dass es in Wirklichkeit eine einzige gigantische Mord-Maschine ist, wird noch sehr lange niemand außer dem Hausherrn selbst im Detail wissen. Alles ist schalldicht, es gibt Falltüren, geheime Treppen und einen Sezierraum, Vorrichtungen zur Zufuhr von Gas in alle Zimmer, Schächte, ein Säurebad und einen gigantischen Schmelzofen.

 

Letzteren lässt er von einem Mann namens Wayde Warner bauen und gibt vor, ihn zu brauchen, weil er eine Maschine erfunden habe, mit der sich Glas biegen lässt. Im Laufe der Zeit lässt er sich von Warner wegen angeblicher Mängel ein paar kleine Schecks ausstellen, denen er im Nachhinein Nullen hinzufügt. Als Warner nochmal wegen eines von Holmes erfundenen Defekts ins Innere des Schmelzofens steigt, stößt der Doktor die Tür zu und schaltet die Flamme an. Am selben Tag geht er zur Bank und löst die Schecks ein

 

Hinter den Wänden der Gästezimmer in diesem außerordentlich schrecklichen Hotel gibt es ein Labyrinth an geheimen Gängen und Rutsch-Systemen. Tötet Holmes zum Beispiel jemanden in seinem Büro, zieht er das Opfer ins Bad und wirft es durch eine Falltür ins das darunterliegende Badezimmer. Durch eine nicht als solche erkennbare Tür zerrt er den Leichnam in einen weiteren Raum, der einen bodenlosen Schrank hat. Hier fällt der Tote auf eine darunterliegende Bahre im Erdgeschoss. Der Doktor geht zurück in das Bad, schließt die Tür und und gelangt über eine versteckte Treppe in den Raum mit der Bahre. Nun schiebt er den Körper zu einer Rutsche, die direkt in den Keller führt und geht hinter den Gästezimmern im Erdgeschoss nach unten. Er muss nicht ein einziges Mal den öffentlichen Teil seines Hauses betreten.

 

Zunächst ist das einzige Anliegen Holmes, Profit zu machen. So nutzt er beispielsweise die Gaszufuhr, um einen Bankier namens Roberts zu erpressen. Er leitet Gas in dessen Zimmer und macht den Mann bewusstlos. Das wiederholt er so oft, bis das Opfer bereit ist, die gewünschten Wechsel auszustellen. Und dann bringt er ihn trotzdem um. Seinen Geschäftspartner Dr. Russell erschlägt er mit einem Spaten, einen Spekulanten namens Charles Cole mit einem Rohr.

 

Der geschäftstüchtige Doktor weiß auch genau, wie er die Getöteten los wird. Sein Assistent Charles Chappell versteht sich aufs Skelettieren. Er bekommt gehäutete Leichen von Holmes, bei denen auch schon mal ein ordentliches Stück Fleisch fehlt. Kannibalismus liegt nah, aber auch die Möglichkeit, dass im Restaurant des Hotels nicht unbedingt Schweinebraten serviert wurde. Das restliche Gewebe wird in Karbolsäure entfernt, die Knochen kommen in Bleiche, Chappell setzt sie anschließend mit künstlichen Gelenken wieder zusammen und dann werden sie an medizinische Fakultäten im ganzen Land verkauft. Bis heute sind noch einige davon erhalten. Im selben Atemzug betreibt Holmes nun Grabraub in ganz großem Stil. Gerade Verstorbene werden exhumiert, präpariert und stehen bald in den Sezierräumen der Universitäten zur Verfügung. Die Särge werden gereinigt und wieder an Bestatter veräußert. 

 

Erst im Jahr 1892 entwickelt sich Holmes auch zu einem Sexualstraftäter. Er gibt sich als Feminist aus, unterstützt das neu propagierte Recht der Frauen auf Arbeit und gründet eine Vermittlungsstelle für weibliche Arbeitskräfte. Einmal betäubt er zugleich drei Mädchen mit Gas und vergeht sich an ihnen. Er vergewaltigt so systematisch wie er tötet. 

 

Die junge Minnie Williams, die in diesem Jahr in seinem Hotel zu arbeiten beginnt, bleibt zumindest von der Vergewaltigung verschont. Aber da sie die Erbin eines Großgrundbesitzers in Texas ist, beginnt er sie zu umwerben. Er erfährt, dass es noch eine Schwester namens Nanny gibt, die ebenfalls erbberechtigt ist. Er lädt diese zu den Feierlichkeiten am vierten Juli ein und holt sie vom Bahnhof ab. Im Hotel angekommen, schubst er sie augenblicklich in das Säurebad. Minnie, nicht ahnend, dass sie keine Schwester mehr hat, nimmt Holmes Einladung zu einer Reise an, von der er ohne sie zurückkehrt - Schecks mit ihrer Unterschrift hat er aber sehr wohl. Sie wird nie wieder gesehen werden. So wie Emily Grant, eine Schreibkraft, die er umschwärmt. Ihr Desinteresse an ihm zahlt sie mit dem Leben, er vergast sie.

 

Etwa zur gleichen Zeit stellt er den Uhrmacher Ned Conner und dessen 17-jährige Schwester Gertrude ein. Die beiden Conners beziehen mit Neds Ehefrau Julia und dessen Tochter Pearl ein Zimmer im Hotel. Der Doktor missbraucht Gertrude einige Tage, dann vergiftet er sie. Der eigenartige Todesfall zerstört die Ehe der Conners und Julia lässt sich auf eine Affäre mit Holmes ein. Als er das Interesse an ihr verliert, erwürgt er sie und gibt ihre Knochen an Chappell zur Verarbeitung. Die jetzt achtjährige Pearl erschlägt er und begräbt sie in der hauseigenen Kalkgrube. Eigentlich hat Holmes schon an diesem Punkt gehofft, er könne die gesamte Familie auslöschen, aber Neds Weggang verhindert diesen Plan. 

 

Während der Weltausstellung 1893 in Chicago eskaliert das mörderische Treiben in dem Hotel. Es verschwinden so viele Menschen, dass die Polizei eigens eine Sonderkommission einsetzt, die deren Verbleib klären soll. Auf den galanten Doktor kommen sie dabei jedoch nicht, dabei hat er mehr Leichen im Keller als er verkaufen kann. Holmes ist inzwischen so reich, dass er andere fördern kann. Der Erfinder Benjamin Pitezel hat einen automatisch agierenden Kohlekasten entwickelt und der Doktor bewirbt ihn. Mit der Zeit wird der devote Pitezel zum Handlanger des Mörders. Wie viel er genau weiß und was er tut, wird für uns ein Geheimnis bleiben, denn auch er wird ein grauenhaftes Ende finden.

 

Holmes ist zwar vermögend und besteht darauf, dass Rechnungen bei ihm immer gleich beglichen werden, nimmt es aber umgekehrt nicht so genau. So kommt es, dass ihm einige Gläubiger im November 1893 die Polizei ins Haus schicken. Die Inspektoren finden Kisten, in denen Körperteile gelagert sind. Welche Ausrede der Doktor dafür auftischt, weiß ich nicht - Fakt ist, dass er nicht festgenommen wird. Doch er ist dermaßen verschreckt, dass er sein "Schloss" in Brand steckt und gemeinsam mit Pitezel am Neujahrstag 1894 flieht. Das Feuer wird gelöscht, aber Holmes soll nicht mehr hierher zurückkehren.

 

Inzwischen ist der Doktor ganz versessen auf die Idee, nun endlich eine Familie zu töten und damit den Ast eines Stammbaums ganz und gar abzuschneiden. Und er hat sich seinen Gehilfen Pitezel dafür ausgesucht. Holmes schließt mal wieder eine Lebensversicherung ab, diesmal für Benjamin. Der denkt, sein Tod soll nur vorgetäuscht werden und tut sein Bestes, den Plan in die Tat umzusetzen. Er eröffnet in Philadelphia ein Geschäft für Patente, zahlt die Beiträge für die Versicherung höchstselbst. Und statt eine Leiche zu besorgen, die aussieht wie Pitezel, fesselt Holmes Benjmin zu gegebener Zeit an Händen und Füßen, übergießt ihn mit Benzin und zündet ihn an. Der Witwe Carrie erzählt er, ihr Mann sei untergetaucht und wolle die Familie nachholen. Als erstes solle sie dem Doktor den 8-jährigen Howard, die 11-jährige Nellie und die 15-jährige Alice mitgeben. 

 

Er ist offenbar ein überzeugender Mann, denn schon Tage später befindet er sich mit den drei Kindern auf einer Reise quer durchs ganze Land. Er vergeht sich an den Mädchen, der kleine Junge ist schon bald nur Ballast für ihn. In Indiana zerstückelt er ihn und begräbt ihn im Garten einer gemieteten Hütte. Alice und Nellie wissen nichts über den Verbleib des Bruders und ziehen weiter mit Holmes bis nach Toronto, Kanada. Hier mietet er ein Haus und lebt noch einige Wochen mit den beiden verbliebenen Kindern. Als er ihrer im Oktober 1894 überdrüssig wird, baut er einen Schrankkoffer zu einer Gaskammer um und erstickt die nackten Mädchen darin.

 

Sein nächster Schritt führt ihn nach Vermont. Von hier aus will er Carrie Pitezel informieren, dass nun auch sie und die anderen beiden Kinder nachreisen sollen. Glücklicherweise wird er sein Werk nicht mehr vollenden. In der letzten Versicherungsgesellschaft nämlich, die er reinlegen will, sitzt nun endlich mal ein Mensch der misstrauisch wird. Er setzt den Detektiv Frank Geyer darauf an, den Begünstigten im Fall Pitezel zu finden und zu überprüfen. Und Geyer findet das Haus in Vermont, wo Holmes nicht mehr ist. Aber der Detektiv ist unnachgiebig und folgt der Spur des Betrügers - den er zu dem Zeitpunkt einzig in Holmes sieht - bis nach Boston. Dort ist er erfolgreich und lässt den Doktor verhaften. Der behauptet jetzt, Pitezels bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leiche sei in Wirklichkeit ein gestohlener Toter vom Friedhof und Benjamin befinde sich nach wie vor auf der Flucht, inzwischen mit den drei Kindern.

 

Holmes wird wegen Versicherungsbetruges verurteilt und kommt ins Gefängnis, wird durch den anschließenden Presserummel sogar berühmt. Er schreibt in seiner Zelle eine vermeintliche Biographie, in der er seine Betrüge schildert und die Morde auslässt und macht auch auf diesem Weg noch eine große Menge Geld. Die Bevölkerung sieht in ihm einen Gentleman-Betrüger, der große Firmen ausnimmt und kleine Leute mit sich reich macht - und das gefällt.

 

Geyer aber ist Holmes nicht auf den Leim gegangen und es ärgert ihn, dass dieser Mann an seiner Geschichte noch verdient. Da der Detektiv derweil nicht mehr dafür bezahlt wird, des Doktors Spuren zu folgen, dauert es eine Weile, bis er über die Mittel verfügt, auf eigene Faust weiter zu ermitteln. Er findet heraus, dass der Doktor auch in Kanada gewesen ist und reist nach Toronto. In dem nun leerstehenden Haus findet er zunächst einen Stapel Briefe, den die Mädchen geschrieben haben. Holmes hat sie nie verschickt. Alle Briefe sind mit Ort und Datum versehen. In einem liest er den Satz "Sag Mama, dass Howard nicht mehr bei uns ist." Er durchsucht das Haus weiter und findet schließlich im Keller das flache Grab, in dem Nellie und Alice verscharrt sind.

 

Nun schaltet sich auch die Polizei beider Länder ein und in den USA findet die erste staatenübergreifende Morduntersuchung statt. In Indiana sucht und findet man die sterblichen Überreste von Howard Pitezel, in Chicago wird das Hotel auf den Kopf gestellt. Charles Chappell hat noch einen kurzen Auftritt, bei dem er den Inspektoren alle Knochen übergibt, die noch da sind und die Funktionen der Apparaturen erklärt. Alle geheimen Gänge und Tunnel kennt er allerdings nicht, die werden erst Stück für Stück von der Polizei entdeckt. Ebenso wie die bis dahin ungesehenen Aufzeichnungen des Doktors, der einige seiner Morde schriftlich dokumentiert hat. Insgesamt werden im "Schloss" Leichenteile von mehr als hundert Menschen geborgen. Geständig ist Holmes aber "nur" in 27 Fällen.

 

Nun wird er in Philadelphia vor Gericht gestellt. Noch immer verdient er aus dem Gefängnis, nun nicht mehr an seinem Buch, sondern an seinen 27 einzelnen Geständnissen. Er spricht sie auf Wachswalzen und verkauft diese meistbietend an die Presse. Im August 1895 brennt das Hotel aus ungeklärten Gründen bis auf die Grundmauern nieder. Im Mai 1896 wird Holmes gehängt.

 

Ich muss gestehen, für mich bleiben da noch immer einige Fragen offen. Allen voran, warum wohl niemand was bemerkt hat. Dutzende, gar Hunderte Menschen, die in dem Hotel einchecken, verschwinden und in Chacago niemand kommt auf die Idee, mal beim Besitzer zu fragen? Ich lehne mich sicher nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass da Schmiergelder geflossen sind, bis der Arzt kam. Ha ha. Welch dunkles Wortspiel.



Kommentar schreiben

Kommentare: 0