Frohes neues Jahr


Juhu! 2017!
Juhu! 2017!

Meine Lieben! Zu spät bin dran und zu viele lange Wochen habe ich Euch vernachlässigt. Nichtsdestotrotz möchte ich mir nicht nehmen lassen, Euch ein gutes, gesundes und bezauberndes neues Jahr zu wünschen. In den vergangenen zwölf Monaten durfte ich wieder so einiges erleben, was mein Herz um mindestens drei Schläge schneller gehen ließ. Ich kann unmöglich einen wirklich vollständigen Rückblick formulieren - darüber würde womöglich 2017 vergehen. Aber ein paar der schönsten und für mich aufregendsten Dinge möchte ich schon mit Euch teilen und einige Worte zu ein paar Erlebnissen niederschreiben.

 

Mein vergangenes Jahr begann eigentlich erst so wirklich am 5ten Januar, als ich mit dem Zug von Mailand in Laveno ankam und die Fähre betrat, die mich zu meinen Gast-Eltern nach Varbania trug. Dies war der Auftakt zu insgesamt drei Reisen und zusammen beinahe sechs Monaten an meinen geliebten Lago Maggiore. Jeder Aufenthalt dort sorgt für Stürme der Verzückung, in die ich im flachen Niedersachsen selten gerate. Abgesehen davon, dass mich die Landschaft über alle Maßen verzaubert, sind die Menschen dort ganz einfach von meinem Schlag. Obendrein komme ich immer wieder in den Genuss außergewöhnlicher Privilegien. Aufgrund meiner Arbeit bekomme ich verhältnismäßig häufig Zugang und / oder persönliche Führungen an den abgefahrensten Plätzen. 

 

Ich war zum Beispiel im Sommer auf dem Sacro Monte in Varese, und zwar im Camponovo. Darüber werde ich beizeiten auch noch schreiben und ein paar Bilder zeigen. Die Besonderheit des Camponovo ist, dass es sich hierbei um eine Festung handelt, die 1470 erbaut wurde und vollständig erhalten ist - inklusive der steinernen Aborte der edlen Herren und Damen, die einst hier Hof hielten. Im Laufe der Jahrhunderte diente die Burg vielen unterschiedlichen Zwecken. Am meisten dokumentiert ist die Zeit, in der hier ein Grand Hotel untergebracht war. Von dem existieren aber nur noch die Rezeption und der unfassbar überwältigende Ballsaal. Beides wird für Tagungen und ähnliches zur Verfügung gestellt, kostet aber erwartungsgemäß natürlich ein Heidengeld. Normalsterbliche dürfen da eigentlich nie rein. Der Rest des Gebäudes ist heute eine Kunstgalerie. An diesem Tag war sie geschlossen, die letzte Ausstellung war bereits abgeräumt und die neue noch nicht aufgebaut. So bekam ich dank einer entzückenden Dame namens Carla einen exklusiven Blick auf die eigentliche Festung. Und ein Treffen mit einer recht bekannten Fotografin namens Isella Bellotti hatte sie ebenfalls arrangiert. Wie gesagt, dazu gibt es an anderen Stelle später einen eigenen Artikel, aber es war auf jeden Fall jetzt schon der Erwähnung wert.

 

Dann sind da noch die Orte, an denen ich mal zum Fotografieren war, an die ich wieder zurückkehren darf. Ebenfalls im Sommer war ich zum dritten Mal im Grand Hotel Majestic für einen ausgedehnten Nachmittag zu Gast. Hier waren in mehr als 120 Jahren unzählige Kreative und Denker beherbergt und genossen vom privaten Strand die exklusive Sicht auf den See und die private Isolino di San Giovanni und ihren kleinen Palast. Mein Highlight dieses Tages war nicht der Abstecher ins Spa oder der hervorragende Snack auf der von hohen Säulen umsäumten Terrasse - es war um besagte Insel zu schwimmen und sie mir von allen Seiten anzusehen.

 

Und natürlich gab es auch wieder diverse Ausflüge auf den Schiffen der Navigazione Lago Maggiore mit meinen Freunden von der Flotte und vielen neuen bekannten aus anderen Crews. Was hatte ich einen Spaß, wenn der Wind mir in der Nase kitzelte und meine Haare wild in alle Richtungen wehten. Das Brummen der starken Motoren unter den Füßen, und gelegentlich ein Tänzchen an Deck im Regen - während alle anderen drinnen saßen und sich aufregten, dass das Wetter nicht mitspielte. Mittlerweile reicht mein Italienisch, um einigermaßen gut zu verstehen, und so lerne ich auch immer mehr nautische Dinge und begreife nach und nach die Magie dieser Schiffe.

 

Satte 40 Jahre alt bin ich auch geworden. Meine Gast-Eltern, ihre Familie und meine Freunde aus Turin feierten mit mir in Verbania und ließen mir keine Zeit für Nachdenklichkeit. Wir hatten ein zünftiges Gewitter am Vormittag und nachmittags ein Grillgelage aus dem Holzofen bei feinstem Seeblick. Es war einer meiner schönsten Geburtstage bisher - obwohl die Party zu meinem 37ten echt legendär war und durchaus in Konkurrenz steht.

 

Es gab zwei wirklich große Überraschungen in diesem Jahr. Die eine war, dass ich tatsächlich freiwillig meinem Single-Leben abgeschworen habe. Ich habe mich ganz unerwartet verliebt. Die Letzte, die das in Betracht zog, war ich. Der Mann ist klug und schön, warmherzig und witzig, romantisch und loyal. Hin und wieder ecken wir ein wenig aneinander an - unsere Kulturen sind unterschiedlicher als man sich das zunächst so vorstellen würde. Es gab ganz viel Romantik und ab und zu theatralische Szenen, so wie man es sich dann doch bei einem Italiener vorstellt. Eigentlich bin ich nicht für diese Art von Zweisamkeit gemacht, das kommt wohl auch oft genug zum Vorschein. Aber es ist durchaus auch oft genug wunderschön, um sich auf dieses Risiko einzulassen, dass man am Ende vielleicht doch mal wieder verletzt aus so einer Geschichte hervorgeht.

 

Die zweite große Überraschung begann mit einer ebenfalls relativ dramatischen Szene. Meine heißgeliebte Kamera ist mitsamt Stativ in einen Teich gefallen. Ich war davon überzeugt, dass sie sicher steht und bin zu meinem Rad gegangen, um etwas zu holen. Plötzlich kam Wind auf, und als ich mich umdrehte, sah ich in unerträglich weiter Ferne wie das Stativ auf die Wasseroberfläche zu kippte. Brüllend rannte ich los, aber es war schon zu spät. Ich hörte erst Platsch, dann Splortsch, als das Objektiv sich in den Schlamm am Untergrund rammte. Weil ich nun aber schon gerade so viel Schwung hatte, landete auch ich im Teich und schlug mir am Steg ein kleines Loch in den Schädel. Die Flüche, die ich ausstieß kann ich hier unmöglich wiedergeben. Und der Tag war erstmal gelaufen. Womit ich nicht gerechnet hatte, war die Welle der Zuneigung und Großzügigkeit, die mich anschließend überrollte. Ich hatte in den sozialen Medien mein Leid geklagt - und zehn Minuten später erhielt ich Dutzende Angebote von oft ganz unerwarteter Seite, sich an dem Kauf eines neuen Fotoapparats für mich zu beteiligen. Da komme ich gar nicht drüber weg. Meine Freunde sammelten für mich und innerhalb weniger Tage hielt ich bereits meine neue Kamera in der Hand. Dieses Gefühl der Unterstützung ist vollkommen unbezahlbar. Und ich werde nie vergessen, wie man mir die Hand gereicht hat.

 

Einer meiner Freunde hat sich in diesem Jahr für immer verabschiedet. Er starb friedlich auf dem Sofa in seiner Küche, in der wir so oft gesessen hatten. Sein Herz blieb einfach stehen. Dieser Abschied war sehr schwer. Rolf war ein wirklich durch und durch guter Mensch, der sich immer über die richtigen Dinge gefreut und auch angemessen über die richtigen Dinge aufgeregt hat. Ein ruhiger Typ, mit dem man auch mal schweigen konnte, ohne dass die Stille im Raum unbedingt gefüllt werden musste. Aber auch ein Schelm, der sich an kleinen Streichen manchmal ein bisschen zu oft erfreute. Er war jemand, von dessen Lebensweisheit ich profitierte - und er wird mir fehlen.

 

Von all diesen für mich ganz eindrucksvollen Dingen abgesehen, gab es das Übliche. Lange Telefonate mit Mama und ihre gelegentlichen Besuche hier im kalten Norden. Ausflüge und Lagerfeuer an Gewässern in Deutschland und Italien. Umarmungen und Kuchen. Regelmäßigen Ärger mit allem Möglichen. Ganz laute Phasen und zu wenig Stille. Unfassbar viele gegrillte Würstchen und echte Pizza aus dem Holzofen. Freunde sehen, über Gott und die Welt philosophieren. Sommernächte am Strand. Alte und neue Gastgeber und Gäste. Zu wenig Verdienst für die Zeit, die ich in meine Kunst investiere, aber zu viel Spaß daran, um aufzuhören. Das Leben war schon schlechter. 

 

Für Euer neues Jahr wünsche ich Euch Liebe und Gesundheit. Viel Ausbrechen aus dem Alltag und Freudentänze, wo immer sie am Liebsten ausführt. Und Umarmungen, die darf man nicht vergessen. Seid gut zueinander und habt Euch lieb. Und immer hübsch dran denken, jedes Geschenk des Lebens mitzunehmen und Euch daran in schlechten Tagen hoch zu ziehen!



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