Meine Männer und ich


Bier-Arsch-Hähnchen auf dem Grill und ein Kompressor
Bier-Arsch-Hähnchen auf dem Grill und ein Kompressor

Man kann mich ohne schlechtes Gewissen als den geborenen Kumpeltyp bezeichnen. Mich findet man schon mal in Jogginghosen und ohne BH in einem abgeranzten Hinterhof am Grill mit einem Rudel Männer, Whiskey-Cola in der einen Hand, einen Teil des Bier-Arsch-Hähnchen in der anderen. Vermutlich habe ich dann schmutzige Füße und meine Haare wehen in einem unordentlichen Zopf im Wind. Ich bin nicht die Art Frau, die auf den ersten Blick feuchte Träume verursacht. Ich verfüge über gerade so genug mütterliche Gefühle, um jemandem eine Suppe zu bringen, der krank ist und bei Sorgen zuzuhören. Und ich mache fast jeden Scheiß mit, der mit einem anderen Frauentyp wie mir etwas schwieriger wäre. Ich bin diejenige, mit der man verlassene Gebäude erforschen kann oder auf einen Berg steigen. Romantik kann ich nicht oder verstehe die landläufige Definition davon falsch. Besonders kuschelig bin ich auch nicht. Der ideale Kumpel für einen Mann also - und das ist durchaus nicht etwas, worunter ich leide.

 

Meine Freundschaften mit Männern sind gerade deshalb so entspannt, weil eben der romantische Faktor schlicht nicht vorhanden ist. Alle weiblichen Rituale der Becircung fallen weg. Kein Baucheinziehen, kein Zurückhalten von Rülpsern, keine überflüssige Eitelkeit. Einfach nur Sein. Mit manchen Frauen kann man das auch. Mit vielen nicht und auf die Gründe dafür einzugehen, würde den Rahmen sprengen. Ihr wisst auch alle so um das vielfach vorhandene Konkurrenzdenken unter den Damen der Schöpfung und seine Folgen. Auch das existiert im Umgang mit meinen Jungs nicht. Gönnen können scheint unter Kerlen weiter verbreitet zu sein als unter so einigen Frauen. Und sehr oft in meinem Leben waren es Männer, die eine deutliche Warnung aussprachen, wenn ich vor die Wand zu laufen drohte oder ein offenes Wort sagten, wenn die Stimmung scheiße was.

 

All das schätze ich, aber da ist noch mehr. Die Herren sind auf eine Weise unterhaltsam, auf die Frauen kaum kommen würden. Ich habe mal gesehen, wie drei Männer im Hinterhof einer Fahrradwerkstatt versuchten, einen Baumstamm für ein Lagerfeuer zu zerlegen - ohne passendes Werkzeug. Erst haben sie es mit Hammer und Meißel versucht. Dann folgte eine Slapstickeinlage. Sie bauten ein Wippvorrichtung, platzierten den Stamm auf der eingemeißelten Kerbe darauf und zwei von ihnen sprangen beherzt auf je ein Ende. Einen aufgeschrammten Ellbogen später warfen sie den Stamm Dutzende Male im Wechsel an die Rampe der Werkstatt. Während dieser zwei Stunden habe ich fast ununterbrochen gelacht und mich weg geschmissen. Das war super. Nur geklappt hat es nicht.

 

Es ist auch immer wieder lustig, wenn die Glut für den Grill nun unbedingt mit dem Kompressor angefacht werden muss. Schließlich hat man Fleischhunger und alles geht nicht schnell genug. Oder wenn nun auf jeden Fall die schärfste Chili probiert werden muss, derer man habhaft werden konnte - und die Tänzchen danach. Oder wenn die aufgeblasene Luftmatratze nun doch so auf dem Fahrrad transportiert werden muss, weil es zu mühsam wäre, sie am Zielort nochmal aufzupumpen. Sie können sehr possierlich sein, meine Jungs. Aber auch sehr hilfreich. Wenn sie beispielsweise in irgendwelchen Ruinen an Stellen vorgehen, die man ganz allein vielleicht doch gemieden hätte. Sie tragen freiwillig schwere Dinge von a nach b. Und Reparaturarbeiten gegen Abendessen einzutauschen, funktioniert auch immer. 

 

Es ist nicht automatisch so, dass man wie eine Prinzessin behandelt wird, wenn man allein mit einigen Männern ist - aber wem Glück und Zufall in die Hände spielen, darf auch das erleben. Meine platonisch heißgeliebte Schiffscrew hat es bewiesen. Und natürlich ist das die Kirsche auf der Sahnetorte all meiner Männerfreundschaften. Keine von ihnen möchte ich missen, weder die vergangenen noch die aktuellen. Der Kumpeltyp zu sein, ist in meinem Leben eher eine Bereicherung. Außer in den seltenen Fällen, in denen man jemanden trifft, bei dem man sich das Gegenteil wünscht. Zum Glück kommt das im Moment aber nicht wirklich häufig vor, denn jetzt gerade bin ich froh über die Freiheiten, die das Dasein als kinderloser Single, der ausschließlich sich selbst verantwortlich ist, so mit sich bringt. Dass ich trotzdem nicht ohne Männer lebe, ist wunderbar. Immerhin habe ich gleich fünf, die mich mit Prinzessin anreden. Läuft.

 



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